Besichtigung der Sendestelle Dillberg des BR

aus NTT 4/96


Am 19.Oktober 1996 fanden sich bei sehr wechselhaftem Wetter 15 Mitglieder des KWRS bei der Sendestelle Dillberg des Bayrischen Rundfunks ein um dort die Sendeanlagen und die Antennen zu besichtigen.
Der Leiter der Sendestelle, Herr Dipl.-Ing. Sporer, nahm sich selbst die Zeit, um die Gruppe zu führen. Zusammen mit seinen 8 Mitarbeitern betreut er 35 Umsetzer im Umkreis von etwa 65km. Kleinere und mittlere Reparaturen an diesen Einrichtungen sowie auf dem Dillberg selbst werden vom Wartungspersonal direkt ausgeführt.
Zunächst erklärte Herr Sporer die Einrichtungen im TV- und UKW-Senderaum. Neben den fünf Programmen des BR wird noch ein Programm von ANTENNE BAYERN gesendet sowie ein Sender des DAB-Projektes betrieben.

Der TV-Sender wird mit Hilfe des Zeitzeichensenders DCF 77 synchronisiert. Die Sendeanlage besteht aus zwei identischen Sendern, einem aktiven und einem Reserve-Sender, die bei Wartungsarbeiten umgeschaltet werden.
Die Versorgung mit TV-Programmen geschieht über Direktempfang wie auch über Drahtleitungen. So können im Kontrollraum auf zahlreichen Monitoren die Programme der noch empfangbaren Stationen, wie Ochsenkopf, Büttelberg, Würzburg, und Bamberg, beobachtet werden. Der Sender Ochsenkopf z.B. wird über Satellit versorgt und ein Vergleich der Bilder mit einer terrestrisch versorgten Station zeigt deutlich den Laufzeitunterschied von 0.3 sek. Die Einspeisung eines „Störungsdias" ist vom Dillberg aus nicht möglich. Da das TV-Tonsignal modulationstechnisch mit dem Bildsignal verknüpft ist, wäre bei Bildausfall auch keine Ton-Durchsage, die Störung betreffend, möglich.
Die zehn UKW-Sender sind volltransistorisiert und haben eine Leistung von je 10 kW. Sie sind in modularer Bauweise ausgeführt, die Baugruppen sind steckbar und werden digital abgestimmt. Ein mühsames Abstimmen wie in früheren Zeiten ist überflüssig geworden. Der Rauschabstand von 66 dB erlaubt die Übertragung von digitaler CD-Qualität Ausgesendet werden die fünf Hörfunkprogramme des BR und ANTENNE BAYERN sowie DAB.
Ein interessantes Detail ist die Aussendung von Korrekturdaten für das GPS, die das Bayerische Landesamt für Vermessung zur Verfügung stellt. Damit kann die „absichtliche Ungenauigkeit" des GPS von einhundert auf einen Meter verringert werden. Eingespeist und erstellt werden die Signale mit einem PC im Senderaum auf dem Dillberg. Das aktuelle GPS-Signal wird empfangen und mit den Koordinaten des bekannten Standort Dillberg verglichen. Dann wird die Differenz errechnet und dieser Wert gesendet. Da die „Ungenauigkeit" ständig wechselt, muß entsprechend eine laufende Berechnung und Aussendung der Korrekturdaten erfolgen. Voraussetzung für die Nutzung der Daten ist der Empfang der Korrektursignale über das BR- Hörfunkprogramm, ähnlich dem RDS.

Das DAB-Programm wird via KOPERNIKUS 2 empfangen und eingespeist. Es beruht auf der digitalen Blockübertragung eines sekundenlangen Programmteils, einer Pause (zum Abklingen eventueller Echos), der Aussendung des nächsten Programm-Blocks usw. Vom Empfänger (vorzugsweise Auto-Empfänger) werden die empfangenen digitalen Daten aufgenommen, „entpackt" und wieder zusammengesetzt. Da alle DAB-Sender die gleichen Programmblöcke ausstrahlen ist es gleichgültig, von welchem Sender der Block empfangen wird. Dadurch werden Störungen wie Empfangslücken bei Fahrzeugen ausgeglichen.

Der Mittelwellensender 801 kHz ist ebenfalls volltransistorisiert, hat eine Leistung von zweimal 10 kW und besteht aus einzelnen Leistungsendstufen a 1 kW deren Leistung in einem Konzentrator zusammengeführt wird. Der Sender arbeitet im Gleichwellenbetrieb mit dem BR-Sender Ismaning. Früher benutzte man die Frequenz 1601 kHz mit einer Leistung von 50/100 kW und der Sender war besonders in den Abendstunden weit über Europa hinaus zu hören. Viele Urlauber können sich gut daran erinnern. Leider mußte die Frequenz nach dem Wellenplan 1978 wegen Störung des Senders Leningrad aufgegeben werden. Im Jahr 1980 wurde versuchsweise auf der Frequenz 909 kHz gesendet, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Anschließend ging man wieder auf 801 kHz zurück.

Auf dem Außengelände sind die Antennen aller erwähnten Sender auf zwei Antennentürmen mit einer Höhe von 184m bzw. 231m montiert. An einem der Türme ist eine Lambda/2-MW-Antenne angebracht, am anderen eine Lambda/4-MW-Antenne. Es wird jeweils nur eine betrieben, der Hauptunterschied liegt in der Abstrahlcharakteristik. Da es sich um Rundstrahlantennen handelt, ist die Charakteristik von untergeordneter Bedeutung. Vor die MW-Antennen ist ein Antennenanpaßgerät für eine Leistung von 100 kW geschaltet. Es befindet sich in einem eigenen gut geerdetem Häuschen mit vielen Sicherheitseinrichtungen. Unter anderem gibt es hier UV-Sensoren, die im Falle des Auftretens von Lichtbogen in der Einrichtung, sofort den Sender abschalten.

Natürlich fehlt an den Masten und Antennen auch nicht der erforderliche Blitzschutz. Durch entsprechene Schaltungsdetails ist es nicht notwendig, bei Gewitter die Sender abzuschalten. Blitzschäden an der Anlage sind extrem selten !
Herr Dipl.Ing.-Sporer beantwortete geduldig alle Fragen der Besucher und hatte offensichtlich Spaß an der über zweistündigen Führung.Wir dürfen ihm nochmals danken für seine detaillierten und erfrischenden Ausführungen.

Autor: Friedrich Stöhr