Die Königreiche des Himalaya gehörten jahrhundertelang zu den geschlossenen Ländern. Eines davon ist Bhutan, das erst 1974 seine Grenzen für ausländische Besucher öffnete. Die erste Besiedelung des Landes erfolgte durch buddhistische Mönche aus Tibet. 1616 faßte der Mönch Zhabdrung Ngawang Namgyal die lose verbundenen Klostersiedlungen zusammen und erklärte Bhutan für unabhängig.
Mehr als 300 Jahre blieb Bhutan westlichen Reisenden verschlossen, nur wenige Briten wurden als Berater der Landesherrscher ins Land gelassen.
1965 errichtete König Jingme Dorji Wangchuk an der Stelle einer vierhundert Jahre alten Befestigung die neue Hauptstadt Thimphu. Sie wurde zur Drehscheibe zwischen Himalaya-Kultur und Weltverbindung, der sich Bhutan 1971 durch den Beitritt zur UNO näherte.
Vor 25 Jahren begann am 11.November 1973, dem Geburtstag des Königs, der Rundfunk in Bhutan. Das Sendeteam kam von der National Youth Assoziation of Bhutan. Radio NYAB sendete sonntags eine Stunde über einen 400 Watt-Sender und brachte vor allem Musik. Bei der Gründung der Station gab es in Thimphu noch keine Postfächer. Ein Fach, das im Postamt für NYAB angelegt wurde, bekam einfach den unter Kurzwellenhörern bekannt gewordenen Namen Postbox 1. Erst als 1988 die Nummer 1 für die königliche Post freigemacht werden mußte, bekam der Rundfunk das Postfach 101 zugewiesen. Ein bißchen kokettierte man auch mit der Kleinheit, wenn man sich im Stationsslogan als "smallest station of the world" ansagte. Eine umfangreichere Sendetätigkeit war nicht möglich, weil der Sender auch für andere Funkdienste gebraucht wurde. In fact war die Station so "small", daß sie erst 1975 Eingang ins World Radio TV Handbook fand.
Seit 1978 ist der Sender unter staatlicher Regie. Der Name NYAB wurde aber bis Mitte der 80er Jahre beibehalten, denn erst 1986 brachte Änderungen für die "kleinste Station der Welt": einen neuen Sender, tägliche Sendungen und einen neuen Namen. Im Frühjahr 1986 wurde ein 5 kW Kurzwellensender Harris-Gates installiert und getestet. Die Sendezeit wurde dabei von zwei Sendungen wöchentlich auf etwa sechs Stunden ausgebaut. Ab 2.Juni 1986 hatte man die beiden Sender dann offiziell in Betrieb und Radio NYAB änderte seinen Namen auf "Bhutan Broadcastig Service".
Der BBS testete ab Ende 1990 einen 50 kW Sender indischer Herkunft auf den traditionellen Frequenzen 5025 (heute 5030), 6035 (heute 6030) und 9615 kHz.
1991 wurden die Sendungen dann auch in Europa gehört.
In der unwegsamen Region wird die Kurzwelle noch länger zur Grundversorgung notwendig sein. Andrerseits wurde Ende der 80er Jahre in der Hauptstadt der erste UKW-Sender installiert und man hofft auf den Ausbau des Sendernetzes.
Im 25.Jahre sendet die Station 1998 immer noch nach dem langjährigen Sendeplan werktags vier Stunden und am Sonntag sechs Stunden. Seit langem beendet der Bhutan Broadcasting Service seinen Sendetag mit einer ausführlichen Sendung in Englisch. Die Beiträge kommen aber nur teilweise aus Bhutan, sondern vielfach von Auslandsdiensten. Ein regelmäßiger Zulieferer ist UN-Radio aus New York.
Obwohl die Kurzwelle so wichtig ist, gibt es doch in Bhutan insgesamt relativ wenige Hörer und Hörerinnen, die auch bei internationalen Auslandssendern hereinhören. Wie in anderen Entwicklungsländern handelt es sich dabei wesentlich um Angehörige der gebildeteren Schichten in der Stadt. In den Himalaya-Tälern haben Meldungen aus der weiten Welt ja auch praktisch keine Bedeutung.
Der Bhutan Broadcasting Service gehört zu den Herausforderungen schlechthin für die Gipfelstürmer des DX-Hobbies. Ihre Chancen auf eine QSL-Karte stehen bis heute einigermaßen schlecht. Nicht nur werden ausführliche Programmdetails verlangt und ist der Postlauf unsicher; es mangelt den Mitarbeitenden in Bhutan auch an der Zeit. Dem Autor vorliegende Meldungen über bestätigte Berichte bezogen sich immer auf Empfangsberichte, wo eine vom DX-er bereits vorbereitete QSL-Karte nur noch abzustempeln war.
HjB