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NTT Aktuell März 2002 -
2. Ausgabe


Editor:
Dr. Hansjörg Biener <Hansjoerg.Biener@asamnet.de>
Neulichtenhofstr. 7, D-90461 Nürnberg

 

Da Nachdrucke von »NTT Aktuell« häufig die Zeitangaben nicht beachteten, sind Zeiten in Weltzeit und MESZ angegeben.


Langwelle

Deutschland (Sachsen-Anhalt): Die Aufsichtsbehörde meldete zwei frist- und formgerechte Bewerbungen für die Langwelle Burg bei Magdeburg 261 kHz.
1. Starlet Media AG mit dem Programm "Radio Countrystar".
2. Europäische Rundfunk- und Fernseh GmbH Europa 1 mit dem Programm "Europe-1"
Europe 1 betrieb bisher ein französisches Peripherieprogramm vom Felsberg 183 kHz bei Saarlouis. Der andere Antragsteller stellt sich unter www.starletmediaag.de vor. Die im Dezember 2000 gegründete Starlet Media AG von Michael Meister will ein Programm für 3,3 Mio. Fernfahrer machen. Der Gründer hat schon diverse Privatfunkerfahrung unter anderem im mittelfränkischen Regionalrundfunk gesammelt. (Kai Ludwig 8.3.2002, Dr. Hansjörg Biener)


Mittelwelle

Deutschland (Sachsen-Anhalt): Nach Angaben von Megaradio sind die ersten Tests des 500 kW-Senders Burg 1575 kHz zu erwarten. Bislang wurde die Mittelwelle nur mit 10 kW betrieben. Entgegen früherer Angaben soll 1575 kHz rund um die Uhr mit voller Leistung senden. Auch die Abschaltung anderer Frequenzen (576, 630, 693, 738, 1116, 1431 kHz) während der Nachtstunden wird vorerst nicht realisiert. In Planung sind weitere Mittelwellen für Megaradio in Baden-Württemberg (Heidelberg, Freiburg, Ravensburg), die Frequenzen sind noch nicht bekannt. (Michael Fuhr 3.3.2002 via Kai Ludwig 4.3.2002)

Großbritannien: Das niederländische Radio Nationaal (www.radionationaal.nl) strahlte im Juni 2001 einige Testsendungen über die britische Mittelwellenstation Orfordness aus und nahm am 1.7.2001 12.00 Uhr MESZ die regelmäßigen Sendungen auf der 1296 kHz (500 kW, 96°) auf. Die Station hatte zuvor in den Niederlanden über kleiner Mittelwellensender gesendet und erreichte nun Flächendeckung in den BeNeLux-Staaten. Radio Nationaal setzt die Mittelwelle 3.00-18.00 Uhr UTC (ab 5.00 Uhr MESZ) ein. Der Sendevertrag mit Merlin Communications gilt für zunächst zwei Jahre. (Dr. Hansjörg Biener)

Großbritannien (Greater London): Die britische Radio Authority hat soeben die Sendelizenz von Premier Christian Radio (www.premier.org.uk) verlängert, das seit 1995 ein christlich orientiertes Regionalprogramm für den Großraum London ausstrahlt. In seiner Mitteilung erinnert Peter Kerridge, Managing Director von Premier Christian Radio, aber an die Notwendigkeit, ein landesweites christliches Radioprogramm zu erreichen.
In Großbritannien hat die Hörerschaft in der Regel die Wahl zwischen den fünf landesweiten BBC-Programmen, drei landesweiten kommerziellen Programmen und einer Handvoll lokaler Sender. Premier Christian Radio sendet seit 1995 über mehrere kleine Mittelwellensender auf 1305, 1332 und 1413 kHz für den Großraum London. Das Programm ist im Prinzip als christliches Vollprogramm angelegt, beinhaltet aber auch Predigtsendungen. Premier Radio hat verschiedentlich Abmahnungen erhalten, weil in diesen andere Religionen verächtlich gemacht wurden. Die Verlängerung des Senderechts bis 2011 schien deshalb gefährdet.
Der eigentliche Punkt ist die anstehende Digitalisierung des britischen Rundfunks. Wer jetzt eine Sendegenehmigung bekommt, ist im Prinzip ziemlich sicher dabei. Eine Ausnahme: Die gegenwärtige Rechtslage verweigert religiös orientierten Programmanbietern eine terrestrische Sendelizenz, wogegen Premier Radio, United Christian Broadcasters und andere seither Sturm laufen. Gerade auch wegen der durch die Terroranschläge von 11. September 2001 erhöhten inter-religiösen Spannungen erscheint es eher unwahrscheinlich, dass der Gesetzgeber in einem überarbeiteten Communications Act "religiöse Propaganda" im Rundfunk genehmigen würde. (Dr. Hansjörg Biener)


Kurzwelle

Argentinien: RAE Buenos Aires (Casilla de Correo 555, 1000 Buenos Aires, Argentinien, raedeutsch@radar.com.ar) sendet seinen deutschen Dienst montags bis freitags 21.00-22.00 Uhr (22.00 Uhr MEZ) auf 9690 und 15345 kHz. Der Empfang setzt auf beiden Frequenzen gute Ausbreitungsbedingungen voraus, aber immerhin werden zwei Frequenzen statt der langjährigen 15345 kHz angeboten. Am Wochenende und an Feiertagen kommen statt der Auslandsprogramme Übernahmen des Inlandsdienstes (Radio Nacional, Maipu 555, C 1006 ACE Buenos Aires, Republica Argentina).
Die Redaktion beantwortete einen Empfangsbericht nach zweieinhalb Monaten mit detaillierter QSL-Karte, Taschenkalender für 2002, Empfangsberichtsvordruck, Sendeplan und persönlichem Brief. Rückporto war nicht erforderlich, unterschrieben wurde die QSL von Rayen Braun und Marcela G.R. Campos (Camposrae@jibertel.com.ar). (Alfred Kaden in Eastside DX 17, 7.3.2002)

China (Hongkong): Hongkong galt seit 1996 als von den Kurzwellenbändern verschwunden. Die vor der Übergabe Hongkongs an China abgerissene Sendestation der BBC ist definitiv Geschichte. Die Utility-Station in Cape D'Aguilar sendete bis 1996 auf 3940 kHz (10 kW) Wetterberichte für Segelrennen des "Royal Hong Kong Yacht Club" im Südchinesischen Meer. 1997 wurden die Sendungen aufgegeben, im letzten November 2001 aber wieder aufgenommen. Die nächsten Seewetterberichte aus Hongkong sind nach folgendem Sendeplan zu erwarten:
09.45 Uhr 3940 kHz (10 kW) 28.3.-2.4.2002
23.45 Uhr 3940 kHz (10 kW) 28.3.-2.4., 7.-12.4.2002
In der Vergangenheit wurde die Erfahrung gemacht, dass ein Empfang in Europa schwierig ist, mit einer guten Antenne aber gelingen kann. Empfangsbestätigungen wurden von Lam Chi Keung, Assistant Engineer (Cape D'Aguilar HF stn, P.O.Box: 9896, GPO Hong Kong, T +852 2888 1128. F +825 2809 2434), ausgestellt. Informationen zum China Sea Race, bisher ohne Hinweis auf Kurzwellensendungen, finden sich unter www.rhkyc.org.hk/chinasearace/home.htm. (Richard Lam, Hans Johnson 26.2.2002 via Wolfgang Büschel BCDX und Kai Ludwig 4.3.2002)

China (Taiwan): Radio Taipei International (Postfach 24-38, Taipei 106, Taiwan ROC, deutsch@cbs.org.tw, www.cbs.org.tw) Sommersendeplan (31.3.- 27.10.2002) für die deutschen Sendungen dieselben Frequenzen einsetzen wie im Sommer 2001. Da der Auslandsdienst nicht mit MEZ-MESZ gleichauf bleibt, müssen die Hörer und Hörerinnen trotzdem ihre Hörgewohnheiten ändern:
18.00-19.00 Uhr (20.00 Uhr MESZ) 9955 kHz (Taiwan)
19.00-20.00 Uhr (21.00 Uhr MESZ) 6175 kHz (Großbritannien)
21.00-22.00 Uhr (23.00 Uhr MESZ) 11565 15600 kHz (USA)
06.00-07.00 Uhr (08.00 Uhr MESZ) 9355 kHz (USA)
Die QSL-Karte für März/April 2002 zeigt den Krebs Cardisoma Carnifex.
(deutsch@cbs.org.tw 7.3.2002, von Dr. Hansjörg Biener ergänzt)

China (Taiwan): Der ab Ende März 2002 gültige Sendeplan von Merlin für den Sommer 2002 verzeichnet neue Sendungen von Adventist World Radio aus Taiwan für Südostasien:
01.00-02.00 Uhr (03.00 Uhr MESZ) 15445 kHz (Taipei 250 kW, 250°)
14.00-15.00 Uhr (16.00 Uhr MESZ) 15490 kHz (Taipei 250 kW, 250°)
Dies ist insofern bemerkenswert, als die Siebenten Tags Adventisten bereits über mehrere 100-kW-Kurzwellensender in Guam verfügen, die eigentlich zur Versorgung dieses Zielgebietes reichen sollten. Die Buchung von Sendezeit mag ein Testlauf sein, da KSDA in den kommenden Jahren grundlegend modernisiert werden soll. (Dr. Hansjörg Biener)

Frankreich / Taiwan: Radio France Internationale (RFI) und Radio Taipei International (RTI) haben eine gegenseitige Nutzung ihrer Sendekapazitäten vereinbart. Künftig sollen chinesische Programme von RFI über Sender in Taiwan verbreitet werden, während RTI im Gegenzug aus Frankreich Sendungen in Richtung Großbritannien verbreiten will. Einzelheiten zu Sendezeiten und Frequenzen wurden noch nicht bekannt. Bereits seit Jahren unterhält RFI einen Sendezeittausch mit dem Pekinger China Radio International, von dem die chinesischen RFI-Programme jedoch ausgeschlossen sind. (J. Aubier DX Listening Digest via Kai Ludwig 4.3.2002)

Großbritannien: Radio Korea International hat im Sommer 2002 folgende Sendungen aus Großbritannien, um den Empfang in Europa zu verbessern:
07.00-08.00 Uhr (08.00 Uhr MESZ) 9535 kHz (Skelton 300 kW, 110°) Koreanisch
18.00-19.00 Uhr (20.00 Uhr MESZ) 15360 Rampisham 500 kW, 62°) Russisch
19.00-22.00 Uhr (21.00 Uhr MESZ) 3955 kHz (Skelton 250 kW, 106°) Deutsch, 20.00 Französisch (170°), 21.00 Uhr Englisch (Dr. Hansjörg Biener)

Island: Die zunächst ungeklärten Ausstrahlungen von AFRTS auf 3903-USB sind aufgeklärt und zugleich Geschichte. Die ersten Meldungen in Wolfgang Büschels Informationsdienst kamen am 23.2.2002 von Harald Kuhl, Vlad Titarew und Anker Petersen, der auch gleich auf Island tippte. Die Programme waren in Amerika und Europa sowohl morgens als auch abends regelmäßig zu hören. Eine letzte Empfangsmeldung stammte von Carlos Goncalves am 4.3.2002.
Nachdem die Internetseite die Frequenz nicht aufführte und AFRTS zunächst keine Auskünfte geben konnte, wo der Sender stand, stellte man schließlich fest, das es sich eventuell um vorübergehende Testsendungen handeln könnte. 3903 kHz ist eine Kommunikationsfrequenz der US Navy auf Island, und tatsächlich sei AFRTS "aus Versehen" ausgestrahlt worden. Nach Angaben der Technik in Keflavik habe es eine Koppelung des Audiokanals mit der Zuspielung für die Mittelwelle 1530 kHz gegeben. "Eigentlich" müsste jede Sendetätigkeit von der Post- und Fernmeldebehörde Islands genehmigt werden, was aber nicht der Fall war. Nicht autorisierte Rundfunksendungen sind in den letzten Jahren häufige Praxis in Belarus, Ukraine oder Russland, wo gelangweilte Techniker gelegentlich Rundfunkprogramme auf Utility-Kanäle schalten. Die Iceland Defense Forces (US Navy) hat sich zwar um Kurzwellen für die Basis in Keflavik bemüht, aber nur im Bereich 7-12 MHz. (Bernd Trutenau 6.3.2002, T. S. Bauge 6.3.2002, Noel R. Green, Jari Savolainen 7.3.2002 via Wolfgang Büschel BCDX von Dr. Hansjörg Biener zusammengeführt)

Großbritannien: Trevor Brook (Surrey Electronics Ltd., The Forge, Cranleigh, Surrey, GU6 7BG, England) versucht weiter, das de-facto Monopol für Kurzwellensendungen von britischem Boden zu brechen, und hat eine Eingabe an EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti gemacht. Brook versucht seit 1984, eine Kurzwellenlizenz für sein Radiofax zu erhalten. Historisch gab es ein BBC Monopol, das aber auf UKW und Mittelwelle schon lange nicht mehr gilt. Bei der Privatisierung der BBC-Kurzwellenanlagen am 1.4.1997 gingen diese an Communications International, während nach Brook doch schon da eine Abgabe an eigenständig operierende Gesellschaften möglich gewesen wäre. Am 14. November 2001 wurde Merlin von Vosper Thorneycroft Holdings PLC für 95 Millionen Pfund übernommen. 1997 scheiterte Brook vor dem Europäischen Menschenrechts-Gerichtshof, da die Verweigerung der Lizenz seine Menschenrechte nicht wirklich beschneide. Im Oktober 2000 erklärte sich das Office of Fair Trading für unzuständig. (Mike Barraclough und Michael Bethge 11.3.2002 via Wolfgang Büschel BCDX)

Großbritannien: Wales Radio International hat für den Sommer 2002 folgende wöchentlichen Sendezeiten bei Merlin gebucht:
20.30-21.00 Uhr (22.30 Uhr MESZ) Fr 7325 kHz (Skelton 300 kW, 110° Eu)
02.00-02.30 Uhr (04.00 Uhr MESZ) So 9795 kHz (Rampisham 500 kW, 300° NAm)
12.30-13.00 Uhr (14.30 Uhr MESZ) So 17615 kHz (Rampisham 500 kW, 62° Ozeanien) (Dr. Hansjörg Biener)

Kongo (Brazzaville): Am 25.2.2002 nahm in Kinshasa eine von der UN-Mission MONUC in Zusammenarbeit mit der Schweizer Stiftung Hirondelle betriebene Rundfunkstation unter dem Namen Radio Okapi ihren Betrieb auf. Finanziert wird Radio Okapi durch Großbritannien und die Schweiz.
Eingesetzt werden seit dem 25.2.2002 die UKW-Sender Kinshasa 103.5 MHz, Kisangani 94.8 MHz und Goma 105.2 MHz. Neben einer UKW-Verbreitung ist für die Flächendeckung auch der Einsatz von drei jeweils 10 kW starken Kurzwellensendern vorgesehen. Seit dem 26.2.2002 ist ein Sender 07.00-09.30 und 18.00-20.30 Uhr Ortszeit auf 9555 kHz (10 kW Collins) aktiv. Ein Empfang in Europa ist aber kaum möglich. (Andi Sennitt 25.2.2002, Hans Johnson 26.2.2002 via Kai Ludwig 4.3.2002)

Rumänien: Mit dem 6.3.2002 ändert Radio Rumänien International (General-Berthelot-Straße 60-62, Postfach 111, Bukarest, Rumänien, germ@rri.ro, www.rri.ro) eine Frequenz für den deutschsprachigen Auslandsdienst. Das Abendprogramm um 19.00 Uhr UTC wird auf 9690 kHz statt 5960 kHz ausgestrahlt. Die Umstellung ist durch veränderte Ausbreitungsbedingungen im Monat März notwendig.
Damit ergibt sich folgender Sendeplan der deutschen Sendungen:
06.19-06.36 Uhr (07.19 Uhr MEZ) 7145 9510 9570 11790 11940 kHz
12.00-13.00 Uhr (13.00 Uhr MEZ) 15245 17745 kHz
16.00-17.00 Uhr (17.00 Uhr MEZ) 9570 11940 15390 kHz
19.00-20.00 Uhr (20.00 Uhr MEZ) 7130 9690 (ex 5960) kHz
(Radio Rumänien International 5.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)

Slowakische Republik: Die deutsche Redaktion von Radio Slowakei International (Mytna 1, 81290 Bratislava; Post Office Box 55, 81005 Bratislava 15, Slowakische Republik, RSI_german@slovakradio.sk, www.slovakradio.sk/rsi.html) hat für das Sommerhalbjahr 2002 folgende Zeiten und Frequenzen angekündigt:
08.00-08.30 Uhr (10.00 Uhr MESZ) 5915 6055 7345 kHz
13.30-14.00 Uhr (15.30 Uhr MESZ) 5915 6055 7345 kHz
16.00-16.30 Uhr (18.00 Uhr MESZ) 5920 6055 7345 kHz
18.00-18.30 Uhr (20.00 Uhr MESZ) 5920 6055 7345 kHz.
Nach der Teilung der Tschechoslowakei hat der Slowakische Rundfunk 1993 einen eigenen Auslandsdienst aufgenommen. Technische Basis ist die leistungsfähigste Kurzwellenanlage der früheren CSSR in Rimavska Sobota. (Dr. Hansjörg Biener)

USA (New York): Der ab Ende März 2002 gültige Sendeplan von Merlin sieht folgende Sendungen für UN-Radio vor.
17.00-17.20 Uhr (19.00 Uhr MESZ) 21490 kHz (Meyerton 500 kW, 342° S/ZAf)
17.00-17.15 Uhr (19.00 Uhr MESZ) 6125 kHz (Meyerton 100 kW, 76° SAf)
17.00-17.15 Uhr (19.00 Uhr MESZ) 17705 kHz (Skelton 300 kW, 180° NAf)
17.25-17.45 Uhr (19.25 Uhr MESZ) 6125 kHz (Meyerton 100 kW, 5° OAf)
17.30-17.45 Uhr (19.30 Uhr MESZ) 15105 kHz (Ascension 250 kW, 65° W/ZAf)
17.30-17.45 Uhr (19.30 Uhr MESZ) 17710 kHz (Skelton 300 kW, 125° WAs)
18.30-18.45 Uhr (20.30 Uhr MESZ) 15585 kHz (Rampisham 500 kW, 125° WAs)
18.30-18.45 Uhr (20.30 Uhr MESZ) 17565 kHz (Skelton 300 kW, NAf)
Alle Sendungen werden nur montags bis freitags ausgestrahlt. (Dr. Hansjörg Biener)

USA (Washington DC): Am 25.2.2002 beging die Voice of America ihr 60-jähriges Bestehen. Vor VoA-Director Robert R. Reilly, neun früheren Direktoren und Mitgliedern des Aufsichtsgremiums Broadcasting Board of Governors würdigte Präsident George Bush die Verdienste der Station. "Jahrzehntelang hat die Voice of America der Welt die Wahrheit über Amerika und seine politischen Absichten gesagt. Den ganzen kalten Krieg - ob in Krisen- oder in Ruhezeiten - hat die Voice of America die Sache der Freiheit vorwärts gebracht. (...) Die Voice of America erreicht in 53 Sprachen fast jedes Land der Welt und über 90 Mio. Hörer und Hörerinnen. Viele hören die VoA gerade jetzt und machen damit von ihrem göttlichen Recht auf Freiheit und freien Zugang zu Information Gebrauch. Ihre Zahl wächst täglich." In diesem Zusammenhang nannte Bush auch das neue 24-Stundenprogramm der Voice of America für die arabische Welt: "Das neue Middle East Radio Network wird Musik, verlässliche Nachrichten und Informationen in arabischer Sprache anbieten. Es wird eine Möglichkeit sein, amerikanische Prinzipien und Handlungen besser zu verstehen." Die Feierlichkeiten wurden live in Radio, Fernsehen und Internet übertragen und simultan in Arabisch, Dari, Französisch, Kanton- und Mandarin-Chinesisch, Russisch, Spanisch und Türkisch übersetzt.
Die Voice of America nahm am 24.2.1942, 79 Tage nach dem japanischen Luftangriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor, die Arbeit als Auslandsdienst der USA auf. Der deutsche Ansager William Harlan Hale machte damals das historische Versprechen, als "eine Stimme aus Amerika" die Nachrichten wahrheitsgemäß weiter zu geben: "Die Nachrichten mögen gut oder schlecht sein. Wir werden die Wahrheit sagen." Heute versteht sich die Voice of America nicht nur als Radiosender, sondern als multimediales Unternehmen in Englisch und 52 weiteren Sprachen. Mit einer wöchentlichen Hörerschaft von 94 Mio. Menschen gehört die Voice of America neben der BBC zu den Marktführern im Auslandsfunk. (Voice of America via Dr. Hansjörg Biener)


Sonderdienste

Georgien: Als Antwort auf die Präsenz US-amerikanischer Berater in Georgien gab es am 6.3.2002 eine geheime Debatte im Moskauer Parlament. Duma-Abgeordnete hatten im Umfeld schon die Anerkennung der Unabhängigkeit der georgischen Unruheregionen Abchasiens und Süd-Ossetiens vorgeschlagen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion gärte es hier, und Moskau förderte offen auch pro-russische Kräfte. Der Konflikt war auch mit 1992 gewährten Autonomierechten nicht ausgestanden. Das Ansinnen von Moskauer Parlamentsabgeordneten ist ein klarer Bruch der OSZE-Regelungen, die von der Souveränität und Unverletzlichkeit der Länder ausgehen. (DLF 6.3.2002)

Irak: Radio Bopeshawa, die Stimme der Worker - Communist Party of Iraq (WCPI), hat offenbar ihre Kurzwellensendungen unterbrochen. Auf der Website www.wpiraq.org fand sich am 18.2.2002 der Hinweis, Radio Bopeshawa suche derzeit nach einem besseren Sendeplatz. Die Station begann am 1.2.2001 mit Sendungen vermutlich von einem osteuropäischen Standort. Die Website der WCPI hat Texte in Arabisch, Englisch und Kurdisch und hat in der Website www.wpiran.org der Worker-Communist Party of Iran ein Gegenstück. (BBC Monitoring Research 20.2.2002 via Glenn Hauser DXLD 20.2.2002)

Irak: Die Bush Administration denkt über die Errichtung eines UKW-Senders für den Iraqi National Congress nach. Dies gab ein Sprecher des Außenministeriums am 28.2.2002 bekannt. Dabei geht es, wie die New York Times berichtet, um 1 Mio. USD für die Installation und das erste Sendejahr.
Der genaue Standort des UKW-Senders, der vom Iraqi National Congress betrieben werden und die Hauptstadt Bagdad erreichen soll, ist noch offen. In früheren Jahren hatte das Außenministerium von der Finanzierung von Sendern auf irakischem Territorium grundsätzlich abgesehen, da man einen baldigen Verlust der Investition befürchtete.
Obwohl Präsident Bush auch den Iran als Teil der Achse des Bösen bezeichnet hatte, zieht man auch iranisches Gebiet in Betracht. Immerhin finanzieren die USA seit 2001 ein Verbindungsbüro des Iraqi National Congress in Teheran. Ahmad Chalabi, der Gründer des Iraqi National Congress, zeigte sich optimistisch, dass der Iran auch eine Radiostation dulden werde. Trotzdem sei es besser, wenn man mit den Führern in den kurdischen Sicherheitszonen des Irak zu einer Vereinbarung komme. Hier haben US-amerikanische und britische Luftpatrouillien seit dem Golf-Krieg um die Befreiung Kuwaits den Kurden eine relativ große Autonomie ermöglicht. Das Außenministerium möchte die offizielle Zustimmung der wichtigsten kurdischen Gruppen um Jalal Talabani und Massoud Barzani, während Ahmad Chalabi "seinen" Sender in Gebiet des Berges Sorain aufstellen will, das keiner der beiden rivalisierenden Gruppen gehört und von der Kurdish Socialist Party kontrolliert wird.
Der Iraqi National Congress wurde von den USA mitgegründet, um die irakische Opposition unter einem Dach zu vereinen. Derzeit stecken die Amerikaner beinahe 400,000 USD monatlich in einen Satellitenkanal des Iraqi National Congress, dessen Effektivität aber stark bestritten wird. Der INC produziert in London ein vierstündiges Programm, das sechs Mal wiederholt wird, aber naheliegenderweise nur von besonders privilegierten Irakis gesehen werden könnte. Von den USA finanziert werden auch Sendungen von Radio Free Iraq unter dem Dach des US-Auslandssenders Radio Free Europe-Radio Liberty, sowie wahrscheinlich einige Untergrundprogramme.
(www.nytimes.com/2002/02/28/international/middleeast/28IRAQ.html?today sheadlines via M.Terry 1.3.2002 BDXC via Clandestine Radio Watch)

Irak (aus Kuwait): "Radio Mesopotamia. Das Radio des Zweistromlands" (Idha'at Wadi al- Rafidayn) sendet seit dem 18.2.2002 täglich 16.00-20.00 Uhr auf 1566 kHz. Das Musik-orientierte Programm stützt sich hauptsächlich auf libanesische und ägyptische Titel, einige der Sprecher haben einen irakischen Zungenschlag. Die Mittelwelle 1566 kHz hat schon einer ganzen Reihe von anti-irakischen Diensten wie Al-Mustaqbal (The Future) und Iraqi Army Radio gedient. Diese Sender wurden zuletzt aber nicht mehr gehört. (BBC Monitoring Research 25.2.2002 via Glenn Hauser DXLD 25.2.2002)

Tschechische Republik: Wie Außenminister Jan Kavan nach einer Sitzung des Sicherheitsrats am 26.2.2002 mitteilte, ist der Umzug von Radio Free Europe-Radio Liberty beschlossene Sache. Es gehe nur um den neuen Standort des Funkhauses. RFE-RL-Pressesprecherin Sonia Winter dementierte dies, schloss aber einen Umzug nicht mehr so kategorisch aus wie früher. Während Intendant Thomas Dine noch im Januar daran festhielt, man dürfe nicht vor dem Terrorismus weichen, signalisierte der US-Botschafter Craig Stapleton Verständnis für die Sicherheitsüberlegungen.
Seit den Terroranschlägen des 11.9.2001 untersteht der von den USA finanzierte Auslandsdienst besonderer Bewachung. Das Funkhaus von Radio Free Europe-Radio Liberty ist 1995 aus München in das frühere Parlamentsgebäude der CSSR am Wenzelsplatz umgezogen. Die sichtbare militärische Präsenz und die Verkehrsbehinderungen halten die Lage des Funkhauses im Prager Stadtzentrum und eine eventuelle Bedrohung im steten Bewusstsein der Öffentlichkeit. Die Leitung von Radio Free Europe-Radio Liberty will darum auch etwas weniger offensichtliche Militärpräsenz erreichen.
Gespräche zwischen Außenminister Jan Kavan und RFE-RL-Intendant Thomas Dine am 7.3.2002 blieben offen. Ein nächstes Treffen soll im April stattfinden. Die Regierung will die Sache bis Juni abgeschlossen haben, wenn sie aus dem Amt scheidet. (CTK 26., 27.2., 4., 7.3.2002 via Clandestine Radio Watch)

Tschechien / Rumänien: Am 4.3.2002 besuchte der rumänische Außenminister Mircea Geoana das Funkhaus von Radio Free Europe in Prag. In einem Gespräch mit dem RFE-RL-Intendanten Thomas A. Dine, meinte Geoana, die Station habe "vielleicht den größten Anteil von allen" am Untergang der kommunistischen Regime in Osteuropa gehabt. Die Mission von RFE-RL sei noch nicht vorbei, denn jetzt gehe es darum, demokratische Gesellschaften zu begründen und zu festigen. (RFE/RL Newsline 5.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)

USA (Washington DC): Auf Anordnung des Broadcasting Board of Governors hat Radio Free Europe - Radio Liberty den für den 28.2.2002 vorgesehenen Start des Nordkaukasus-Dienstes auf unbestimmte Zeit verschoben. Dies gab der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der US-Auslandssender, Marc Nathanson, am 27.2.2002 unter Berufung auf Sicherheitsfragen bekannt. Die Entscheidung geht auf eine Empfehlung des US-Außenministeriums zurück, dessen Sprecher Richard Boucher am 25.2.2002 erklärte, die Sendungen könnten "kontraproduktiv" für eine politische Lösung des Tschetschenien-Konflikts ein. Er bestätigte, dass der stellvertretende Außenminister Richard Armitage bereits im Dezember in der Sache an den Board of Governors geschrieben habe, der den US-amerikanischen Auslandsdienst beaufsichtigt, schwieg sich aber über Details aus.
Eine Redaktion von neun Mitarbeitenden steht bereit, zweieinhalb Stunden Programm in Russisch Awar, Tscherkassisch und Tschetschenisch zu betreuen. Ob und wann die Sendungen aufgenommen werden, soll in weiteren Konsultationen mit dem Weißen Haus und dem Kongress geklärt werden, der 2001 und 2002 die Finanzierung schon zugewiesen hat. Die russische Regierung geht davon aus, dass die Sendungen den Separatismus in der Region fördern. Ende Januar 2002 hatte Sergei Yastrzhembskii, der Kreml-Sprecher für Tschetschenien, scharfe Kritik am geplanten Kaukasusdienst geübt und mit Konsequenzen bis zum Entzug der Radio Liberty für die Ausstrahlung seiner Programme in Russland erteilten Sendelizenz gedroht. In einem Kommentar für die Washington Post (25.2.2001) kritisierte Fred Hiatt das Einknicken der US-Regierung, dass nicht zur machtvollen Rhetorik in anderen Bereichen passe. Andererseits gehörte der russische Präsident Wladimir Putin zu den ersten, der sich in die Phalanx des Kriegs gegen den Terrorismus einreihte und in diesem Zusammenhang auch den Krieg gegen die tschetschenischen Separatisten einordnete. (RFE/RL Newsline 28.2.2002 und weitere Informationen aus Clandestine Radio Watch, zusammengestellt von Dr. Hansjörg Biener)


UKW

Äthiopien: Nach drei Jahren will die äthiopische Regierung ein schon im Juni 1999 beschlossenes Rundfunkgesetz umsetzen, dass auch Privatfunk gestattet. Wie Minister of Information Bereket Simon am 1.3.2002 mitteilte, sollen die Fernseh- und Radiolizenzen von der Ethiopian Broadcasting Agency verwaltet werden. Einer von zehn Kandidaten für Sendungen in der Hauptstadt ist die Addis Broadcasting Company des Dissidenten Dr. Berhanu Nega, die in Zusammenarbeit mit dem BBC World Service ein 24-Stunden-Programm organisieren will. Die Details stehen aber noch nicht fest. Die BBC sendet bisher in 32 afrikanischen Städten auf UKW. (Radio Netherlands Media Network 4.3.2002, von Dr. Hansjörg Biener ergänzt)

Bahrein: Die Voice of America wird in Bälde über eine UKW-Station in Bahrein verfügen und auf 89,2 MHz das bald startende Jugendorientierte 24-Stunden-Programm für die arabische Welt ausstrahlen. Ein entsprechendes Abkommen wurde am 6.3.2002 in Anwesenheit des Informationsministers Nabil al-Hamir und des US-Botschafters Ronald Neumann von Khalil Althawadi (Bahrain Radio and Television Corporation) und Norman Pattiz (US Broadcasting Board of Governors) unterzeichnet. Bisher hatten schon die BBC London und das zum französischen Auslandsdienst gehörende Radio Monte Carlo Moyen Orient Senderechte in Bahrein. (Bahrain Gulf Daily News web site 7.3.2002 via Clandestine Radio Watch)

Frankreich: Unabhängige Privatsender haben insgesamt fünf UKW-Frequenzen in der Region Bourgogne – Franche-Comté erhalten, was ihnen eine potentielle Reichweite bei weiteren 450000 Einwohnern bringt. Der Conseil Supérieur de l’Audiovisuel vergab am 7.3.2002 folgende Frequenzen:
Fréquence Plus: Dijon 95,4 MHz, Lons-le-Saunier 98,0 MHz.
Radio Star: Belfort-Montbéliard 87,0 MHz, Ronchamp 89,6 MHz.
Radio Nohain: Nevers 97,7 MHz. (INF Radio Le Mail N°19 8.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)

Gambia: Radio France Internationale hat im Februar 2002 in Banjul auf 89 MHz ein Relais in Betrieb genommen und deckt damit eine weitere afrikanische Hauptstadt mit UKW-Sendungen ab. Obwohl Englisch immer noch die wichtigste nicht-afrikanische Sprache im Land ist, gewinnt doch Französisch an Einfluss. Vor 20 Jahren wollten sich Gambia und Senegal zur Föderation Senegambia zusammenschließen, aber das ist ein Projekt geblieben.
Radio France International verfolgt seit Jahren die Strategie, UKW-Relais in den Hauptstädten der Länder zu bekommen. In Afrika folgten diesen Sendern dann oft auch UKW-Sender in anderen größeren Städten. Insgesamt übernehmen weltweit etwa 250 Station Sendungen von RFI. (Dr. Hansjörg Biener)

Indonesien: Radio Australia konnte weitere lokale Partner für seine indonesischen Programme gewinnen. Die Sendungen werden jetzt von sechs Stationen in Aceh, Yogyakarta, Kediri, Ujung Pandang, Jakarta und Sumedang direkt über Satellit übernommen. Als Vorbereitung hatte Radio Australia entsprechende Ausrüstung installiert. Die nächste direkt übernehmende Station soll Radio Mara FM, das ein Hörerpotential von vier Millionen im Großraum Bandung hat.
Bisher hatten 17 Stationen Programme über den Satellit PanAmSat 8 abgenommen. In der Regel handelt es sich um die aktuellen Sendungen, vier Stationen in Medan, Jakarta, Bandung und Sumedang haben aber auch ein wöchentliches Telefonprogramm mit der indonesischen Redaktion von Radio Australia. Weitere Stationen senden Material, das von Radio Australia wöchentlich per Post auf CD zur Verfügung gestellt wird. (Australian Radio News - AMT via Bob Padula 8.3.2002 bzw. Wolfgang Büschel BCDX)

Kolumbien: Die "linksgerichtete" FARC-Guerrilla hat am 28.2.2002 die UKW-Station Onda Zero in der Nähe ihrer früheren Sicherheitszone überfallen und wegen angeblicher Kollaboration mit der Regierung geschlossen und ausgeraubt. Nach Angaben von Direktor José Vicente Rodríguez, der den Vorwurf bestreitet, erzwangen sich 10 Bewaffnete der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (61. Division) gegen 20.00 Uhr Ortszeit Zutritt zur Sendeanlage in La Estrella, etwa fünf Kilometer von den Studios in Acevedo (Huila Department) entfernt. Die Guerrillas stahlen unter anderem einen 300-Watt-UKW-Sender und zerstörten unter anderem die Antennenanlage. Der Schaden wird auf 25 Millionen pesos (ca. 12.500 USD) beziffert.
Onda Vero begann am 7.3.1991 mit ihren Sendungen für ein Hörerpotential von vielleicht 30000 Menschen und wurde vor vier Jahren vom Kommunikationsministerium zugelassen. Die einzige Station der Region sendete16 Stunden täglich auf 107.8 MHz und beschäftigte acht Personen. 70 Prozent des Programms bestanden aus Musik. Nach Angaben von waren die Station und ihre Mitarbeitenden vorher nie bedroht worden.
In einem Versuch, nach gut vier Jahrzehnten Krieg zwischen linker Guerilla, Regierung und rechten Milizen "Land für Frieden" zu geben, hatte der neue kolumbianische Präsident der FARC 1998 ein Gebiet von der Größe der Schweiz überlassen. Am 20.2.2002 scheiterten Friedensgespräche aber endgültig, und das kolumbianische Militär versucht, das Gebiet wieder unter seine Kontrolle zu bekommen. (Pressemitteilungen des Instituto Prensa y Sociedad (www.ipyspe.org.pe) 6.3.2002, CPJ 7.3.2002 via Clandestine Radio Watch, von Dr. Hansjörg Biener nachrecherchiert)

Niger: Radio France Internationale hat im Februar 2002 zwei weitere UKW-Sender in Betrieb genommen, um die Abdeckung durch Kurzwelle und Satellit auch im lokalen Band zu ergänzen. RFI Afrique kommt jetzt nicht nur in der Hauptstadt Niamey, sondern auch weiter östlich in Zinder und Maradi. Laut RFI-Website (www.rfi.fr) senden alle drei Stationen auf 96.2 MHz. Im Zentralniger wird RFI auch von Nomade FM 101.9 FM in Agadez übernommen.
RFI sendet seit 18. Dezember 1993 rund um die Uhr auf 96,2 MHz in Niamey und hatte damit die achte UKW-Station in einer afrikanischen Hauptstadt in Betrieb. Privatstationen senden seit 1994. (Dr. Hansjörg Biener)

Thailand: Die thailändischen Behörden haben mit Nation Radio 90.5 einen der letzten unabhängigen Radiosender geschlossen. Die Station hatte in der Vorwoche ein Interview mit Prasong Soonsiri, einem führenden Kritiker des Premierministers, ausgestrahlt. Premierminister Thaksin Shinawatra bestritt zwar, dass es sich um einen politischen Akt gehandelt habe, betonte aber, dass die Medien konstruktiv zu berichten und kein Durcheinander in der Gesellschaft anzurichten hätten Minister Thammarak Issarangkul na Ayutthaya betonte, Nation Multimedia hätte unberechtigt Werbung ausgestrahlt. Die Station, die auch im Internet zu hören war, gehörte zur Nation Multimedia Group (www.nationmultimedia.com, www.nationradioonline.com) Die meisten Radio- und Fernsehsender in Thailand werden von Regierungsbehörden oder dem Militär kontrolliert. (Radio Nederland www.rnw.nl/news/news.html#3110258 5.3.2002, BBC World Radio http://news.bbc.co.uk/hi/english/world/asia-pacific/newsid_1855000/1855322.stm 5.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)


Fernsehen

Belarus: Das belorussische Fernsehen will ab 1.5.2002 ein zweites Programm ausstrahlen. Dies teilte Informationsminister Minister Mikhail Padhayny am 30.1.2002 mit. Nach seinen Angaben wird es sich um ein joint-venture mit privaten Interessenten halten, bei dem der Staatsrundfunk 51 Prozent der Anteile hat. Ende Februar bestimmte Präsident Alyaksandr Lukashenka den früheren Direktor des staatlichen Rundfunks Ryhor Kisel als Intendanten. (RFE/RL Newsline 31.1., 27.2.2002)

Bulgarien: Der bulgarische Medienrat hat Anfang März 2002 Kiril Gotsev zum neuen Direktoren des staatlichen Fernsehens bestimmt. Er hatte den Sender schon seit Dezember 2001 kommissarisch geführt. Am 6. 12. 2001 beschloss der Medienrat mit 5:4 Stimmen die Entlassung der Direktorin des bulgarischen Fernsehens und übergab die Geschäftsführung an ihren bisherigen Stellvertreter Kiril Gotsev. Lilyana Popova habe nicht die durch das Mediengesetz vorgeschriebenen fünf Jahre Erfahrung als Fernsehjournalistin. In der Tat hatte die langjährige Hörfunkjournalistin bei der Ernennung drei Jahre früher keine Fernseherfahrung, aber da gab es diese Klausel im Mediengesetz auch noch nicht. Diese wurde erst nach den Wahlen vom Juni 2001 und dem Sieg der Nationalen Bewegung Simeon II. eingefügt. Lili Popova galt als Parteigängerin des früheren Premierministers Ivan Kostov. Gotsev hat mehr als zwei Jahrzehnte in administrativen Funktionen beim Fernsehen gearbeitet. (Radio Free Europe Newsline 7.12.2001, 5.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)

Israel (Autonomiegebiet): Am Morgen des 21.2.2002 drangen israelische Truppen in den Gaza-Streifen ein und zerstörten das dortige Radio- und Fernsehzentrum. Die Aktion war eine Vergeltung für einen Anschlag auf einen israelischen Sicherheitsposten, bei den sechs Soldaten ums Leben gekommen waren.
Die israelischen Truppen räumten das zweistöckige Gebäude aus und brachten es mit Sprengladungen zum Einsturz. Bereits im Januar 2002 hatten israelische Truppen das Sendezentrum in Ramallah zerstört. Die Voice of Palestine sendet derzeit auf 90.7 MHz, nachdem die Mittelwellenanlage von Ramallah im Dezember 2001 zerstört wurde. (Dr. Hansjörg Biener)

Kasachstan: Das kasachische Ministerium für Medien und Transport hat am 5.3.2002 die Sendungen von TAN TV untersagt. Der Station wurden Verstöße gegen die Regelung für die Programmsprachen vorgeworfen. Verschiedene Parteien organisierten Proteste, da der Schritt rein politisch motiviert sei.
Offenbar im selben Zusammenhang verlor der frühere Minister für Industrie, Handel und Energie Mukhtar Abliyazov seine Leitung der Temirbank. Abliyazov, Gründer der Partei "Kasachstan's demokratische Wahl", gilt auch als Hauptfinanzier von TAN TV. (RFE-RL Kazakh News 5.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)

Russland: Am 6.3.2002 lief die Bewerbungsfrist um die Senderkette des liquidierten Programms TV-6 aus. Mehr als ein Dutzend Interessenten haben sich gemeldet. Die Entscheidung soll um den 27.3.2002 fallen. Am 28.2.2002 gründeten zehn Wirtschaftsmagnaten bzw. Politiker eine Fernsehgesellschaft, die die regierungsunabhängige Philosophie von TV-6 beerben und die TV-6 Journalisten um Yevgenii Kiselev unterstützen soll. Im einzelnen handelt es sich um Roman Abramovich (Gouverneur der autonomen Tschukotka), Kakha Bendukidze (Joint Machine Works), Anatolii Chubais (Unified Energy Systems), Oleg Deripaska (Aluminium), Oleg Kiselev (Metalloinvest), Aleksandr Mamut (MDM-Bank), Andrei Melnichenko (MDM), Viktor Vekselberg (Sual Holding), Vladimir Yevtushenkov (Sistema) und Dmitrii Zimin (Vympelkom ). Die Gruppe genießt die Unterstützung weiterer Unternehmer, aber auch von Politikern wie dem früheren Premier Yevgenii Primakov. In einem Interview mit Ekho Moskvy (2.3.2002) sprach Yevgenii Kiselev davon, dass jeder Begründer höchstens 10 Prozent der Anteile halten wolle und der Investorenkreis bei einem erfolgreichen Lizenzantrag auf 30 Personen ausgedehnt werden solle. (RFE/RL Newsline, 1., 3.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)

Türkei: Die türkische Regierung will Ende März 2002 ein Gesetz über die Einführung von Kurdisch als Sendesprache im Fernsehen vorlegen und damit eines der Beitrittskriterien der Europäischen Union erfüllen. Die Rede ist von einer einstündigen kurdischen Nachrichtensendung im staatlichen Fernsehen. (Deutschlandfunk 14.3.2002 via Dr. Hansjörg Biener)


Hobbykontakt

Belgien (Russland): Aus Anlass des 20. Geburtstags will DX-Antwerp am 25.5.2002 eine Sondersendung aus Krasnodar Tbilisskaya ausstrahlen:
0800-0900 Uhr (10.00 UhrMESZ) 17785 (250 kW), 9945 (100 kW).
In der Sendung werden fünf Schlüsselworte genannt, von denen man vier nennen muss, um die Sonder-QSL zu erhalten. DX-Antwerp, PO Box 16, B-2660 Hoboken, Belgium, <qsl@dxa.be>
(Guido Schotmans via Wolfgang Büschel 8.3.2002)

Deutschland (Nordrhein-Westfalen): Es ist 9:20 Uhr Ortszeit in Jülich. Vor dem Tor der Sendeanlage der Deutschen Telekom parken bereits 20 Autos. Obwohl das offizielle Treffen erst für 10 Uhr geplant ist, tauschen sich die Hörerfreunde von Radio Korea International, China Radio International sowie rein technisch interessierte DXer lebhaft aus. Für einige Hörer bedeutet dieser Tag das erstmalige Wiedersehen nach 6 oder auch 12 Monaten. Als Hans-Jürgen Söffing aus Bochum eintrifft, sind wir fast vollständig. Es erscheinen über 50 Hörerfreunde. Willi Verrieth, der Organisator, ging von über 60 Teilnehmern aus. Doch denkt man an die teilweise sehr geringe Zahl von Teilnehmern an Hörertreffen in einem Restaurant, erleben wir heute einen großen Andrang. Hans-Werner Lange sieht dies ebenso und sagt zu mir, halb zum Spaß und halb im Ernst: "Die Kurzwelle ist in einigen Bereichen schon fast tot. Wenn ein Sender ein Quiz veranstaltet, muss er aufpassen, dass es nicht zu viele Gewinne gibt. Es sind einfach zu wenig Teilnehmer vorhanden. Sonst müssen die Preise auch an die Teilnehmer mit falschen Antworten verteilt werden..." - Man denke hier nur an die Einstellung der französischsprachigen Sendung von Radio HCJB auf Kurzwelle. Hörerfreunde reisen an aus Luxemburg, Belgien, Mainz, Meckenheim, Gelsenkirchen usw. Ein gutes Zeichen: Es werden Fahrgemeinschaften unter den Hobbyfreunden gebildet.
CRI entsandte zwei Korrespondenten aus Berlin, die den Hörern bereitwillig alle Fragen beantworten. Auch Fragen zum Land, die über den Rundfunk hinaus gehen. Herr Shao verschenkt schöne Scherenschnitte sowie Wimpel und verteilt ein Gruppenfoto der deutschen Redaktion. Für den Hörerbriefkasten werden ausführliche Interviews durchgeführt. Die aktuellen CRI-Monitorkarten dürfen wir ebenfalls bewundern.
Nun ist es an der Zeit die Sendeanlagen zu besichtigen: Seit die Deutsche Welle nicht mehr über Jülich abstrahlt, werden die 100-Kilowatt-Sender an Fremdanbieter vermietet. So z.B. an religiöse Stationen. Der Standort arbeitet mittlerweile in der Gewinnzone, denn die Zeit der Deutschen Bundespost als Behörde gehört der Vergangenheit an. Eine Sendestunde kostet rund EURO 150,- und kann theoretisch auch von Privatpersonen beantragt werden. Freilich, es muss eine Genehmigung der Regulierungsbehörde erfolgen, um diplomatische Missverständnisse auszuschließen. Ein Mitarbeiter scherzt: "Bin Laden würde sicher keine Genehmigung erhalten."
Die vielen technischen Fragen der Hörer werden bereitwillig beantwortet. In Jülich-Mersch geht man mit der Zeit: Die digitale Kurzwelle ist hier ein konkretes Thema. Besonders stolz zeigt sich Herr Dipl. Ing. Weyl darüber, dass dem Programmanbieter jede denkbare Möglichkeit der Übermittlung seines Programms an die Rundfunksendestelle geboten wird: Ob per Audiokassette, Telefon, Satellit (analog und digital) oder Internet!
Es ist an der Zeit die Außenanlage zu besichtigen, die man von der Autobahn aus bereits über weite Strecken sichten kann. Die Türme der Antennen sind bis zu 100 Meter hoch. Hierbei erläutert uns die Telekom die Funktionsweise der elektromagnetischen Wellen. Neben den Richtfunkantennen wird auch ein Rundstrahler eingesetzt. Fotos werden reichlich angefertigt -- überwiegend digital. Nach vielen technischen Informationen nimmt ein Großteil der Hörer die Gelegenheit wahr, in einem Restaurant einzukehren. Es ist ein Chinesisches, das lässt den Tag angemessen ausklingen.
Zum nächsten Hörertreffen wird jeder seine Fotos mitbringen. Doch bis dahin dauert es noch 6 Monate, es sei denn, der Hörer fliegt vorab nach Seoul oder Peking. Pläne hierzu waren jedenfalls zu hören... (Andreas Niederdeppe <niederdeppe@cityweb.de>3.3.2002)

Deutschland (Saarland): Das 29. Internationale SWLCS-DX-Camp 2002 findet vom 09.08.-11.08.2002 in der bekannten Dorfstr. 13 in Merchweiler/Saar statt. "Leider wird uns die Wiese für die Übernachtungszelte in diesem Jahr nicht zur Verfügung stehen, so dass es in dieser Hinsicht etwas eng wird. Das Gebäude gegenüber von Dorfstr. 13 wird komplett saniert und zu diesem Zeitpunkt eine Baustelle sein, was auch die angrenzende Wiese betrifft. Aber es wird schon gehen." Nähere Informationen werden auf der Website www.swlcs.de veröffentlicht. (Peter Hell p_hell@freenet.de)

Ecuador: Radio HCJB Quito (Casilla 17-17-691, Quito, Ekuador, www.andenstimme.org, german@hcjb.org.ec, Fax via Frankfurt/M.: (069) 25577813) verschickt im Jahr 2002 eine QSL-Serie zu Küstenmotiven. Empfangsberichte werden prompt beantwortet, die Laufzeit hat sich jüngst aber auf ca. anderthalb Monaten verlängert. Rückporto für jeweils 8 Briefe kann auf ein deutsches Inlandskonto überwiesen werden, ansonsten ist die Beilage von Rückporto erwünscht.
Besten Empfang liefert üblicherweise die Morgensendung 6.00-6.30 Uhr (7.00 Uhr MEZ) auf 9765 kHz. (Alfred Kaden in Eastside DX 17, 7.3.2002, Dr. Hansjörg Biener)

Kasachstan: Die in Frankreich beheimatete Golos Prawoslawija (Stimme der Orthodoxie) sendet im Relais über dieses nur schwer zu bestätigende Radioland. Das russische Programm dienstags und freitags 15.30-16.00 Uhr UTC auf 9355 kHz (200 kW, 312°) wurde nach 56 Tagen mit einer detaillierten QSL-Karte bestätigt, als Rückporto wurde 1 USD beigelegt, Adr.: B.P. 416-08, FR-75366 Paris Cedex 08, France irinavo@wanadoo.fr. (Eckhard Röscher in Eastside DX 17, 7.3.2002)

Korea (Süd): Die bei sehr günstigem Funkwetter auch in Deutschland zu hörende stärkste südkoreanische Station HLAZ 1566 kHz (FEBC Geukdong Bangsong, P.O.Box 88, Mapo, Seoul 121-707) bestätigte den Empfang nach 15 Tagen mit einer detaillierten QSL-Karte. Empfangszeit war September 2001 ca. 20.00-21.00 Uhr. Der Empfangsbericht wurde seinerzeit mit einem Mitschnitt dokumentiert und von zwei Internationalen Antwortscheinen begleitet. ("SPL" in Eastside DX 17, 7.3.2002)

USA (Alaska): KNLS Anchor Point (KNLS, Anchor Point, Alaska 99556, USA Fax: (615) 371-8791, E-mail: KNLS@aol.com) beantwortete Fax-RR über 11765 kHz nach 67 Tagen mit detaillierter QSL-Karte , Eisberg-Motiv "Portage Glacier". Rückporto war nicht nötig. Ein persönlicher Brief und Stationsinfo lagen bei. (Jens Adolph in Eastside DX 17, 7.3.2002)


Buchbesprechung

Hörzu Radio Guide. Alles über Rundfunksender und Radiohören in Deutschland. Ausgabe 2002/2003, hg. von Gerd Klawitter und Wolf Siebel, Meckenheim: Siebel-Verlag, 2002, ISBN 3-89632-057-2, 12,90 Euro

Der Siebel-Verlag hat soeben die vierte, völlig neubearbeitete Ausgabe seines Hörzu Radio Guide herausgebracht. Der absehbaren Renaissance der Mittelwelle folgend beschränkt sich diese Ausgabe nicht mehr allein auf die sehr vielfältige UKW-Landschaft in der Bundesrepublik. Unter dem Untertitel "alles über Rundfunksender und Radiohören in Deutschland" findet sich auf 400 Seiten ziemlich alles, was das Herz begehren mag: neben den obligatorischen Adressen und UKW-Frequenzlisten Angaben zu RDS-Codes, Musikformaten, Merchandising, Internet sowie DAB und Satellit. Einige Einführungsartikel, knappe Informationstexte zu Sendern, zahlreiche Logos, viele Photos und vor allem auch sorgen dafür, dass es sich dabei nicht nur um Zahlenwüsten handelt. Als locker-flockige "Story" werden der Berufsweg zum Moderator, privater Rundfunk in Bayern, die Musikfarben und Radioformate und das Internetradio behandelt. Außerdem gibt es eine Glosse von Oliver Kalkofe zur Privatfunksprache.
In jedem Referenzwerk findet sich eine so große Fülle von Daten verarbeitet, dass man dem Autorenteam immer auch das eine oder andere zur Überprüfung aufgeben kann. So findet man entgegen der Angabe des Radio Guide auf der Homepage des kanadischen Soldatensenders CFN auch nach dem Abzug der kanadischen Truppen noch UKW-Frequenzen in Deutschland verzeichnet: 91,5 MHz Geilenkirchen (Deutschland) und 101,9 MHz Ramstein. Wenn bei der UKW-Station von Radio France Internationale in Berlin (wie auch in anderen Rundfunkjahrbüchern) keine deutschen Sendungen verzeichnet werden, muss man das vielleicht auch als Denkanstoß für die Strategen im Pariser Funkhaus ansehen: Seit dem Sendeende auf Mittel- und Kurzwelle werden die deutschen Sendungen nicht mehr wahrgenommen. Was den Rezensenten jedoch grundsätzlich nicht überzeugt, ist die Gliederung der Bundesländer von Nord nach Süd statt alphabetisch; in den einzelnen Kapiteln sind Ordnungsprinzipien (Nord-Süd, Alphabet, Regionen) überhaupt nicht mehr so richtig zu erkennen.
Nachdem bisher vor allem Frequenzausschreibungen zu berichten sind, wird die Mittelwellenszene in den kommenden Jahren sicher vielfältiger und auch die Radio Guide breitere Berücksichtigung finden. Wer vom traditionellen AM-Rundfunk herkommt, vermisst in der aktuellen Ausgabe zum Beispiel im Thüringen-Kapitel einen Eintrag über die Mittelwelle 1323 kHz der Stimme Russlands, aber auch Hinweise auf die Kurzwellenstationen von Telekom und IBB. Gewiss muss hier nicht jeder Sendezeitkunde aufgeführt werden, weil es sich oft um fremdsprachige Sendungen handelt, aber beim Untertitel "alles über Rundfunksender" müsste man die Anlagen schon erwähnen.
Schon jetzt wirft der Radio Guide auch einen Blick auf die Nachbarländer. Hier wird er gewiss irgendwann "alles über Rundfunksender und Radiohören in Deutschland, Österreich und der Schweiz" versprechen. Hier sind sich der Untertitel und der Werbetext auf der Rückseite nicht einig. (Dr. Hansjörg Biener))


Adaption fürs WWW: Georg Einfalt (georg@einnet.de)